Kurz & bündig
Frage: Was passiert, wenn ein KI-System einen Fehler macht und dabei ein Schaden entsteht? Wer trägt dann die Verantwortung?
Antwort: Anders als bei klassischen Maschinen ist die Haftungsfrage bei KI komplizierter. Rechtlich ist nicht immer klar geregelt, ob der Entwickler, der Betreiber oder der Nutzer haftet. Doch erste Regeln – etwa durch die Europäische Union – gibt es bereits. Für uns Nutzer:innen heißt das: Vorsicht und klare Information sind entscheidend.
Haftung bei Fehlern durch KI-Systeme: Wer ist verantwortlich?
Ein Navi schickt dich in eine Sackgasse. Ein Sprachassistent gibt eine falsche Medikamenteninfo. Eine automatische Bremse im Auto reagiert zu spät.
Das alles kann passieren – und ist oft nicht auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen, sondern auf das System selbst.
Doch: Künstliche Intelligenz ist keine juristische Person.
Maschinen haften nicht – Menschen schon.
Verkehr Ein selbstfahrendes Auto baut einen Unfall.
Wer haftet aktuell? Meist der Halter oder Hersteller – je nach Fall.
Medizin Eine KI gibt eine Fehldiagnose aus.
Wer haftet aktuell? Der behandelnde Arzt oder die Klinik – nicht die Software.Haushalt Ein Staubsaugerroboter zerstört einen teuren Teppich.
Wer haftet aktuell? Der Nutzer – außer das Gerät war nachweislich fehlerhaft.Beratung Ein KI-Chatbot empfiehlt eine riskante Geldanlage.
Wer haftet aktuell? Der Betreiber der Website, sofern keine Warnhinweise vorhanden sind.
👉 In vielen Fällen bleibt die Verantwortung letztlich beim Menschen, der die KI nutzt, bereitstellt oder in Verkehr bringt.
Warum ist die Rechtslage bei KI so komplex?
KI trifft Entscheidungen nicht auf Basis klarer Regeln, sondern anhand von Wahrscheinlichkeiten. Sie lernt aus Daten – und entwickelt mit der Zeit eigene „Lösungswege“.
Doch das führt zu zwei großen Problemen:
🔍 Blackbox-Effekt: Es ist oft nicht nachvollziehbar, warum genau eine Entscheidung getroffen wurde.
🌍 Grenzüberschreitende Nutzung: Viele KI-Systeme stammen aus dem Ausland – das erschwert die rechtliche Einordnung zusätzlich.
Was regelt der AI Act der Europäischen Union?
Die EU hat im Jahr 2024 mit dem „AI Act“ das erste umfassende KI-Gesetz verabschiedet. Es legt fest, wie KI-Systeme eingesetzt werden dürfen – und wer verantwortlich ist, wenn etwas schiefläuft.
Die wichtigsten Regelungen im Überblick:
- Entwickler müssen dokumentieren, wie die KI funktioniert – und wo Risiken liegen.
- Betreiber (z. B. Firmen, Websites) haften, wenn sie Systeme falsch einsetzen oder nicht ausreichend kontrollieren.
- Nutzer müssen darauf hingewiesen werden, wenn sie mit einer KI kommunizieren.
Der AI Act gilt EU-weit – das heißt: Auch Anbieter aus den USA oder Asien müssen sich daran halten, wenn sie ihre KI in Europa anbieten.
Praktische Beispiele: Was Nutzer:innen beachten sollten
Du nutzt eine App, die dir bei der Steuererklärung hilft. Sie verwendet KI, um automatisch Werte zu berechnen.
→ Ein Fehler führt zu Nachzahlungen. Die Firma beruft sich auf ihre AGB: „Keine Haftung bei falschen Angaben.“
👉 Deshalb gilt: Immer gegenprüfen – bei wichtigen Dokumenten, Formularen oder medizinischen Daten.
Du betreibst eine Vereinswebsite und nutzt dort einen KI-Chatbot für Besucherfragen.
→ Falls der Bot falsche Informationen ausgibt, haftest du – außer du hast einen klaren Hinweis eingebaut („Antworten stammen von einem automatisierten System und ersetzen keine Beratung“).
Künstliche Intelligenz kann Aufgaben übernehmen – aber keine Verantwortung.
Die Verantwortung bleibt beim Menschen – zumindest bis die Gesetzgebung weiterentwickelt ist.
Glossar: Wichtige Begriffe zum Thema Haftung und KI
Verantwortungslücke: Eine Situation, in der nicht klar ist, wer für eine Entscheidung oder einen Schaden haftet.
Blackbox: Ein technisches System, dessen Entscheidungsweg von außen nicht nachvollziehbar ist.
AI Act: Das europäische Gesetz zur Regelung und Kontrolle von Künstlicher Intelligenz – beschlossen 2024.
Haftung: Die rechtliche Verantwortung, wenn durch eigenes Handeln oder Unterlassen ein Schaden entsteht.
Betreiber: Person oder Organisation, die ein KI-System öffentlich einsetzt oder anbietet – z. B. eine Website, eine Firma oder ein Dienstleister.

